Insel der Dämonen
Eine Geschichte von Liebe und Tod auf Bali
480 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-947846-00-9
24,- EUR (D)
Bali – Träume vom Paradies. Bereits im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts suchten zivilisationsmüde Abendländer auf der indonesischen Insel Bali ein »Paradies«. Die pazifischen Inseln wie Tahiti oder Hawaii waren ihrer Mythen schon beraubt, Bali erwachte erst jetzt aus dem Schlaf einer weitgehend unbekannten Vergangenheit. Mit Staunen nahmen Künstler, Musiker, Maler und Schriftsteller wahr, wie lebendig und authentisch Kultur, Tradition und Religion dort selbst den unscheinbaren Alltag durchzogen.
Der Massentourismus – eine neue, andere Suche nach dem „Paradies“ – erreichte die Insel spät. In den 70er Jahren verlängerten die Rucksacktouristen die Backpacker-Linie von Nepal, Indien und Thailand allmählich bis nach Bali. Der Pauschaltourismus setzte erst in den 80er Jahren ein – und ist seitdem stetig gewachsen. Dabei ist Bali stets eine anspruchsvollere Destination geblieben, der billige Badeurlaub ist eher die Ausnahme. Das »Gesamtkunstwerk« Bali steht für viele Besucher im Vordergrund, das Interesse an Kunst und Kultur.
Die Literatur hat Bali seltsamerweise spärlich entdeckt. Im englischsprachigen, vor allem australischen Raum gibt es ab und zu Romane und Geschichten, die dort angesiedelt sind, deutsche Autoren haben – mit einer Ausnahme – Bali bisher gemieden. Was dazu führt, dass viele Urlauber und Reisende dasselbe Buch im Gepäck haben:
Im Jahre 1937 veröffentlichte die Schriftstellerin Vicki Baum, damals eine vielgelesene Unterhaltungsautorin, den Roman »Liebe und Tod auf Bali«. Er war Frucht ihres Aufenthalts auf der »Insel der Dämonen«, wie Bali damals gern genannt wurde in Anlehnung an einen Film des Deutschen Viktor von Plessen, gedreht 1931. Wie dieser Film, so hat auch das Buch Vicki Baums wesentliche Anregungen dem Maler Walter Spies zu verdanken, der seit Ende der 20er Jahre auf Bali lebte. Seine Werke werden dem »magischen Realismus« zugerechnet und auf einem kleinen, aber exklusiven Markt hoch gehandelt. In seinem Haus in Ubud (heute ein beliebtes Touristenziel und stilvolles Hotel) hat Vicki Baum Teile ihres Buches geschrieben.
Mit dem Roman »Insel der Dämonen« hat Lothar Reichel nun eine Lücke geschlossen. Seine Geschichte spielt mit der alten Frage nach Wirklichkeit und Phantasie und schlägt die Brücke zwischen damals und jetzt. Ob die »Schriftstellerin«, die auf einer der Zeitebenen des Buches als Ich-Erzählerin agiert, wirklich Vicki Baum ist, bleibt letztlich offen. Manches spricht dafür, aber wer sich die Mühe exakter biographischer Nachprüfung machen würde, stieße auch auf einige Diskrepanzen. So oder so erzählt dieser Roman auf poetische und spannende Weise eine eigene Geschichte von Liebe und Tod auf Bali.